Mittwoch, 21. April 2010

Kritik Woyzeck

Der Soldat Woyzeck- die problematische Geschichte eines einfachen Mannes, die auch im 21. Jahrhundert noch nachvollzogen werden kann.

Bregenz. Das Stück Woyzeck nach Georg Büchner lässt viele wieder an ihre Schulzeit zurückdenken. Es hat den Ruf einer Pflichtlektüre und wird auch meist so behandelt. Doch was passiert, wenn Alexander Kubelka es sich zur Aufgabe macht, Woyzeck eine moderne Note zu verpassen? Er gestaltet das Bühnenbild sehr spartanisch, indem er lediglich eine große, dunkelgraue Plane als Hintergrund einsetzt, welche sich je nach Szene in ein „weites Feld“, ein „Wirtshaus“ oder sogar einen „Marktplatz“ verwandelt. Eine großartige Idee, die dem Bühnenbild, welches im Originalstück nicht weiter beschrieben wird, einen einzigartigen Charakter verleiht.


Die Akteure nahmen aktiv am sich verändernden Bühnenbild teil und halfen mit, die Plane, welche durch Zugseile gezogen wurde, immer wieder zu einer neuen beeindruckenden Konstruktionen zu gestalten.

Heinz Weixelbraun, in der Hauptrolle des Woyzeck, schaffte es, diesen verzweifelten, ständig hinterfragenden Charakter authentisch zu präsentieren. Neben seiner Schauspielkollegin Katrin Hauptmann als bestechlicher Marie und Jens Ole Schmieder als lässigen Tambourmajor, glänzte die Gesamtinszenierung vor allem durch die Neubesetzung des Doktors durch Tamara Stern. Die Einfachheit des Stils Kubelkas in Hinsicht auf Woyzeck vermittelt der Inszenierung eine Balance aus originaler Antiquität und moderner Qualität. Durch längere Sprechpausen und sehr deutlicher Aussprache des Textes hat es Kubelka geschafft, die Probleme menschlicher Konversationen darzustellen und sie wie Monologe erscheinen zu lassen.

Mit viel schauspielerischem Talent, einer großen Portion Konzentration und einer fehlerfreien, originalgetreuen Textwiedergabe konnten die Akteure die Besucher der Premiere am Kornmarkttheater begeistern.

Begleitet wurde das Stück musikalisch durch heftige Technorhythmen, die immer wieder als kurze Sequenzen eingespielt wurden, und durch die österreichische Band Naked Lunch, welche mit emotionsgeladener Musik überzeugte, aber niemals übertrieben wirkte und die ganze Inszenierung abrundete.

Alles in allem eine gekonnte Interpretation, welche die Zuschauer zwei Stunden lang fesselte, und die Grundproblematik Woyzecks näherbrachte.

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