Dienstag, 27. April 2010

Globalisierung- Fluch oder Segen?

Die Globalisierung bedeutet für die Menschheit des 21. Jahrhunderts Segen und Fluch zugleich. Eine zunehmende wirtschaftliche Vernetzung steht einem wachsenden Spannungsfeld zwischen verschiedenen Kulturen gegenüber, bestes Beispiel dafür sind die sich häufenden Terrorakte. Ein Kommentar von Nikolas Piper als Textgrundlage soll Aufschluss über Zusammenhänge zwischen der Globalisierung und terroristischen Anschlägen geben.

Nikolas Piper nimmt in seinem Kommentar vom 12.08.2006 zur Globalisierung Stellung. Für weltweite Terrororganisationen ist die Globalisierung auf der einen Seite eine willkommene Möglichkeit ihre Verbrechen auf globaler Basis auszuüben, auf der anderen Seite scheint es, die Globalisierung schüre ihren Zorn auf Ideologien der westlich orientierten Welt nur noch mehr. Laut Nikolaus Piper bezieht sich diese Ablehnung gegen den globalen Kapitalismus nicht nur auf Anhänger des Islams, auch Lateinamerika und sogar die alten Industrieländer stehen der Globalisierung feindlich gegenüber. Um diese Einstellung zu ändern, steht eine Option an oberster Stelle: Globalisierung muss gerecht sein. Außerdem braucht es für eine internationale Ordnung eine Institution, welche den Überblick über die Einhaltung des Grundsatzes, andere in ihren Rechten zu respektieren und niemanden zu diskriminieren, behält. Diese Rolle kommt in diesem Fall den Vereinigten Staaten zu, die dazu augenscheinlich nicht mehr in der Lage sind, auf Grund vieler Faktoren, wie Kriege und die Unzufriedenheit der Bevölkerung.

Die Macht des Einzelnen darf aber nicht allzu groß werden, Entscheidungen, egal in welcher Hinsicht, müssen gemeinsam getroffen und Regeln gemeinschaftlich erstellt werden. Wächst die Macht ungleich, so ist die Grenze zum Imperialismus nach Meinung Pipers schnell überschritten. In einigen Teilen der Welt stellt die Globalisierung heute schon ein imperialistisches Gebilde dar, sogar in Staaten wie Deutschland, welche eigentlich gut ins globale ökonomische Netz eingebunden sind.

Als Gründe für Widerstände gegen die Globalisierung nennt Piper das unaufhörliche Wachstum der Kapitalmärkte auf Grund technischer Fortschritte, Indien und China als neue Konkurrenz auf dem Weltmarkt, aber auch, dass die Glaubwürdigkeit der USA als Supermacht nachgelassen hat. Deshalb sind der Kampf gegen den Terror und die Zusammenarbeit von Weltmächten und Entwicklungsländern für eine internationale Weltwirtschaftsordnung sehr wichtig.

Im Hinblick auf Globalisierung wird meist nur die Gesamtheit der einzelnen Länder, Staaten und Kontinente erfasst. Doch es darf nicht vergessen werden, die Auswirkungen auf die kleinste Einheit dieser Verflechtung zu beachten, den einzelnen Bürger. Es eröffnen sich auf der einen Seite eine weite Bandbreite aus Jobmöglichkeiten auf der ganzen Welt, auf der einen Seite werden in letzter Zeit immer häufiger Arbeitsplätze in Entwicklungsländer verlegt, da die Lohnkosten in Dritte Welt Ländern einfach horrend niedrig sind. Außerdem kommt hinzu, dass die Arbeitsplatzchancen im eigenen Land durch Immigranten deutlich sinken. Diese Aussichten können wieder Auslöser für Fremdenhass sein, auch die unterschiedlichen Kulturen beanspruchen Toleranzbereitschaft. Noch dazu verändert die Globalisierung Kulturen auch. Man spricht von einer „Hyperkulturalität“, das oberflächliche, äußere Erscheinungsbild vieler Kulturen ist den Erwartungen und Forderungen der westlich orientierten Globalisierung gewichen. Damit ist zum Beispiel gemeint, dass viele Einheimische in Touristendestinationen ihre eigene Kultur, Religion und Lebensweise in den Hintergrund stellen, um dem Urlauber aus den mitteleuropäischen Industriestaaten heimischen Komfort, wie etwa bekannte Lebensmittelläden, Gasthäuser und mehrsprachiges Personal zu bieten. Der durchschnittliche Tourist von heute möchte nicht auf seine Gewohnheiten und die Tourismusbranche nicht auf ihre Einnahmen in Milliardenhöhe verzichten.

Bildung ist leider immer noch für viele ein Privileg. In Zeiten der Globalisierung ist sie aber ein unabwendbares Muss, um in dieser Gesellschaft Fuß fassen zu können. Im Sozialstaat Österreich ist Bildung zum Glück nicht mehr eine Frage des finanziell Möglichen, da Pflichtschule und weiterbildende Institutionen meist kostenfrei sind und sonst gefördert werden. Dies hat aber auch wieder Auswirkungen auf den Einzelnen, der durch seine monatlichen Steuerabgaben dieses System mitfinanzieren muss.

Ist nationale Abschottung eine Alternative zur Globalisierung? Meiner Meinung nach nicht, wir haben uns zu sehr an die Vorteile der globalen Gesellschaft gewöhnt. Stellen wir uns nur mal vor, Österreich würde von heute auf morgen alle wirtschaftlichen und politischen Bündnisse aufgeben; es würde uns nicht nur bezogen auf Lebensmittel einiges fehlen, auch die österreichische Exportwirtschaft würde zusammenbrechen. Es gäbe keinen Fremdenverkehr mehr und auch viele Unternehmen, die ihre Standorte außerhalb des Vaterstaates haben, würden nicht mehr so weitergeführt werden können wie bisher. Überträgt man diese Szenerie auf Europa, so wird ersichtlich, dass es europaweit im Bereich des Möglichen läge, sich vom Rest der Welt abzuschotten, da auf mehr Staaten und Einwohner mehr Alternativen zu den aufkommenden Problemen geben würde. Jedoch würden trotzdem noch Handelsabkommen mit Nordamerika, asiatischen Staaten und der restlichen Welt und politische Vereinbarungen verfallen, was nicht ausdenkbare wirtschaftliche, aber auch soziale Konsequenzen mit sich bringen würde, wie zum Beispiel Kriege und Unruhen.

Globalisierung ist in meinen Augen im Wesentlichen als etwas Positives zu betrachten. Sie bringt die verschiedensten Kulturen zueinander, ob freiwillig oder unfreiwillig, schafft eine neue, moderne Weltsicht und lässt auf eine wirtschaftlich und sozial gleichberechtigte Gesellschaft der Zukunft hoffen. Vorausgesetzt, die Menschen lernen, die Grundsätze der Menschenrechte, wie etwa Freiheit und Akzeptanz, anzuwenden. Sollte dies wirklich einmal der Fall sein, sehe ich kein Problem in einer global orientierten Weltgemeinschaft. Viele Vorteile resultieren aus einer solchen Gemeinschaft, durch kulturelle und ideelle Unterschiede können neue Wege eröffnet werden, ein konstruktiver Austausch von Ideen und Wertvorstellung wird möglich.

Abschließend möchte ich noch einmal bekräftigen, dass meiner Meinung nach nicht viel gegen eine zukunftsorientierte Globalisierung spricht, natürlich in Anbetracht dessen, dass die kulturelle Individualität der einzelnen Staaten der Welt und die Rechte der Menschen akzeptiert werden. Nur so kann die Welt in eine wirtschaftlich positive und sozial gefestigte Zukunft ohne Terror und Kriege blicken.

Mittwoch, 21. April 2010

Kritik Woyzeck

Der Soldat Woyzeck- die problematische Geschichte eines einfachen Mannes, die auch im 21. Jahrhundert noch nachvollzogen werden kann.

Bregenz. Das Stück Woyzeck nach Georg Büchner lässt viele wieder an ihre Schulzeit zurückdenken. Es hat den Ruf einer Pflichtlektüre und wird auch meist so behandelt. Doch was passiert, wenn Alexander Kubelka es sich zur Aufgabe macht, Woyzeck eine moderne Note zu verpassen? Er gestaltet das Bühnenbild sehr spartanisch, indem er lediglich eine große, dunkelgraue Plane als Hintergrund einsetzt, welche sich je nach Szene in ein „weites Feld“, ein „Wirtshaus“ oder sogar einen „Marktplatz“ verwandelt. Eine großartige Idee, die dem Bühnenbild, welches im Originalstück nicht weiter beschrieben wird, einen einzigartigen Charakter verleiht.


Die Akteure nahmen aktiv am sich verändernden Bühnenbild teil und halfen mit, die Plane, welche durch Zugseile gezogen wurde, immer wieder zu einer neuen beeindruckenden Konstruktionen zu gestalten.

Heinz Weixelbraun, in der Hauptrolle des Woyzeck, schaffte es, diesen verzweifelten, ständig hinterfragenden Charakter authentisch zu präsentieren. Neben seiner Schauspielkollegin Katrin Hauptmann als bestechlicher Marie und Jens Ole Schmieder als lässigen Tambourmajor, glänzte die Gesamtinszenierung vor allem durch die Neubesetzung des Doktors durch Tamara Stern. Die Einfachheit des Stils Kubelkas in Hinsicht auf Woyzeck vermittelt der Inszenierung eine Balance aus originaler Antiquität und moderner Qualität. Durch längere Sprechpausen und sehr deutlicher Aussprache des Textes hat es Kubelka geschafft, die Probleme menschlicher Konversationen darzustellen und sie wie Monologe erscheinen zu lassen.

Mit viel schauspielerischem Talent, einer großen Portion Konzentration und einer fehlerfreien, originalgetreuen Textwiedergabe konnten die Akteure die Besucher der Premiere am Kornmarkttheater begeistern.

Begleitet wurde das Stück musikalisch durch heftige Technorhythmen, die immer wieder als kurze Sequenzen eingespielt wurden, und durch die österreichische Band Naked Lunch, welche mit emotionsgeladener Musik überzeugte, aber niemals übertrieben wirkte und die ganze Inszenierung abrundete.

Alles in allem eine gekonnte Interpretation, welche die Zuschauer zwei Stunden lang fesselte, und die Grundproblematik Woyzecks näherbrachte.

Samstag, 27. Februar 2010

Problemarbeit mit Textgrundlage

Der weltweite Energieverbrauch hat in den letzten Jahren einen rasanten Anstieg zu verzeichnen. Ob sich dieses Wachstum in naher Zukunft wieder reduzieren wird, bleibt eher fraglich. Ein Text von Gerald Winter, Professor an der Universität Oslo, beleuchtet dieses kritische Thema näher, ich werde im Folgenden die Grundgedanken seines Schreibens zusammenfassen und anschließend nachhaltige Energieformen und ihre Effizienz anführen.

Glaubt man aktuellen Prognosen, wird die Weltbevölkerung bis zum Jahre 2025 auf über 7,5 Milliarden anwachsen, das heißt, es wird sehr wahrscheinlich einen Zuwachs von ca. 1,5 Milliarden Menschen geben. Dies zieht einen unweigerlichen Energieverbrauchsanstieg mit sich. Gerald Winter zieht dafür vor allem die Industrieländer zur Verantwortung, und zwar auf Grund ihres steigenden Energiebedarfs. Aber auch die positive Bevölkerungsentwicklung und die Entwicklungs- und Schwellenländer, welche die Standards der westlichen Länder anstreben, dürfen nicht außer Acht gelassen werden.

Ein verantwortungsvoller Umgang mit den vorhandenen Energieressourcen fällt vor allem den Industrieländern zu, da diese jährlich pro Person ungefähr zehnmal so viel Energie verbrauchen, wie vergleichsweise Personen in den Entwicklungsländern. Genauer gesagt, verbrauchen die Industrieländer mehr als die Hälfte der Energie, obwohl sie nur sechzehn Prozent der Weltbevölkerung ausmachen. Über die Hälfte der Weltbevölkerung lebt in der dritten Welt, doch auf ihr Konto gehen nur ein Viertel der weltweit verbrauchten Energie. Das allergrößte Problem liegt aber wohl darin, dass sich die Entwicklungsländer dem heutigen Lebensstandard der Industrieländer annähern wollen.

Weit mehr als drei Viertel der globalen Energie werden durch Erdöl, Erdgas und Kohle erzeugt. Diese fossilen Brennstoffe sind allerdings sehr ungleichmäßig über die Erde verteilt, da knapp 70 % der Ressourcen hauptsächlich auf das ehemalige Staatsgebiet der UdSSR und auf den Orient entfallen. Lediglich 3% der vorhandenen Erdgasvorräte und 2% der Erdölvorräte befinden sich im Westen Europas.

Da die fossilen Energiequellen jedoch nicht unbegrenzt vorhanden sind, und der weltweite Verbrauch an Energie wie bisher weiter ansteigt, wird damit zu rechnen sein, dass diese Energiequellen sehr knapp werden und daher auf Grund der ständigen Nachfrage entsprechend teuer werden. Deshalb müssen schon heute Vorkehrungen für eine alternative Energieversorgung der Zukunft getroffen werden. Nachhaltige Energieträger wie Wind, Wasser, Sonne und Biomasse könnten die Energielieferanten für kommende Generationen darstellen, da sie sich entweder kurzfristig von selbst erneuern, beziehungsweise deren Nutzung nicht zur Erschöpfung der Quelle beiträgt. Außerdem sind sie weitaus umweltfreundlicher als fossile Brennstoffe. Zwar stammen beide Energieträger aus der Natur, doch tragen erneuerbare Energieformen nicht negativ zu den Emissionswerten bei und belasten die Atmosphäre nicht. Auch die Kosten, die für erneuerbare Energien anfallen, sind in den letzten Jahren gesunken, wenngleich auch die Preise für fossile Brennstoffe Jahr für Jahr weiter in die Höhe schnellen.

Aber wie kann der Einzelne seinen Beitrag dazu leisten, mit den noch vorhandenen Energieressourcen auf der Welt sinnvoll umzugehen? Der bewusste Umgang sollte schon im Kleinen in jedem Haushalt stattfinden. Es muss nicht ständig das ganze Haus beleuchtet sein, die Nutzung von Nachtstrom für Waschmaschine, Spülmaschine, Trockner, etc. wäre empfehlenswert, und auch eine hauseigene Solarenergieanlage ist eine Investition für die kommende Generation. Staatliche Energiesubventionen sollten erhöht und attraktiver gemacht werden, damit Privatpersonen nachhaltige Energiequellen als erstrebenswert erachten. Aus wirtschaftlicher Sicht ist die Globalisation sicher eines der Hauptprobleme, globale Transporte verbrauchen einen sehr hohen Anteil an Energie. Flugzeuge haben einen immensen Emissionswert, wogegen eine Zugfahrt sich viel umweltfreundlicher auswirkt. Kleine Wegstrecken könnten auch zu Fuß oder mit dem Rad zurückgelegt werden. Falls möglich, ist es sicher ratsam, verstärkt auf Fahrgemeinschaften und öffentliche Verkehrsmittel zurückzugreifen und somit der Umwelt etwas Gutes zu tun.

Die noch vorhandenen Energieressourcen, die jeder von uns gewohnt sind, werden knapp. Um die Erde auch für weitere Generation noch lebenswert zu gestalten, müssen wir umdenken und uns um nachhaltige Energieträger kümmern, die den Planeten nicht weiter auslaugen.

Dienstag, 8. Dezember 2009

Gedichtvergleich_SA 1

Gottlieb List (1687 – 1750) regt mit seinem Gedicht der Aufklärung „Lob der einsamkeit“ den Leser an, sich der Einsamkeit zu erfreuen und dieselbige zu genießen und auszukosten, wogegen Rose Ausländer, eine jüdische Dichterin der Moderne, (1901 – 1988) mit „Einsamkeit II“ die Einsamkeit als etwas äußerst Negatives darstellt, das unweigerlich mit Alleinsein und Verlassenwerden verknüpft ist. Ich werde im Folgenden aufzeigen, wie unterschiedlich der Zustand „Einsamkeit“ wahrgenommen werden kann und dazu die beiden Gedichte „Lob der einsamkeit“ und „Einsamkeit II“ miteinander vergleichen.

Das lyrische Ich des Gedichtes „Lob der einsamkeit“ beschreibt die Freude und Wohlgefallen an der erlebten Einsamkeit, sie wirkt tröstend und sorgt dafür, dass wird durch sie das „was gerecht und edel heist“ finden können. Insgesamt umfasst das Gedicht drei Strophen zu je vier Verszeilen, und kann grob in zwei Sinnabschnitte eingeteilt werden. Der erste Sinnabschnitt besteht aus der ersten Strophe, welche die Einsamkeit aus Sicht der Masse und eigener Sicht darstellt. Mit den übrigen beiden Strophen begründet das lyrische Ich seine eigene Einstellung zur Einsamkeit. Ein umarmender Reim zieht sich durch das ganze Gedicht. Optisch auffällig sind die vielen Beistriche, welche für die Zäsuren verantwortlich sind. Das Versmaß ist ein vierhebiger Trochäus mit männlicher Endung, wobei sich dies nur auf die jeweils erste und letzte Zeile der einzelnen Strophen bezieht, die übrigen Verszeilen werden auch von einem vierhebigen Trochäus bestimmt, jedoch ist deren Endung stets weiblich.
Rhetorisch auffällig ist in der ersten Strophe die doppelte Verneinung „Schimpflich ausgehöhnet“ in Zusammenhang mit der Meinung anderer zur Einsamkeit. Die gegensätzliche Einstellung des lyrischen Ichs wirkt zudem noch als Verstärkung („ Nichts vergnüget mich auf erden, / Als wenn ich alleine bin“). In diesem Fall wird Einsamkeit als Sinnfindung empfunden, das lyrische Ich findet „Was gerecht und edel heist“ durch „Stilles leben“ und spricht in der dritten Strophe davon, dass Einsamkeit tröstend wirkt.

Dass Einsamkeit auch bedrücken und traurig machen kann, wird in „Einsamkeit II“ schnell klar. Rose Ausländer verbindet Einsamkeit mit Verlust, mit Schlaflosigkeit („du wirst verlieren / Menschen und Schlaf“) und auch sprachliche Differenzen werden angesprochen. Die „geschlossenen Lippen“ welche zu „fremden Lippen“ sprechen, verbildlichen Kommunikationsstörungen, die „Lippen“ stehen als Symbol für Sprache und Verständnis.
Das Gedicht hat an sich kein fixes Reimschema, und es gibt auch kein eindeutiges Reimschema. Der erste Absatz ist Einleitung und erster inhaltlicher Abschnitt zugleich, „die Weissagung der Zigeunerin“ verstärkt den ohnehin erzählerischen Charakter und besteht aus drei Verszeilen. Den zweiten inhaltlichen Abschnitt bilden die zweite und dritte Strophe gemeinsam, sie beinhalten die Folgen der Einsamkeit, nämlich Verlust, Angst und Kommunikationsstörungen, und umfassen je vier Verszeilen. Der dritte und letzte inhaltliche Abschnitt ist die vierte Strophe, sie personifiziert die Einsamkeit, welche „dich“ nun liebt und umarmt.
Das gesamte Gedicht umfasst lediglich ein Satzzeichen, es werden überhaupt keine Beistriche verwendet, Zäsuren kommen fast nach jeder Verszeile vor, Grund dafür sind die zerrissenen Sätze, die sich sogar über zwei Strophen hinziehen können. Die ganze letzte Strophe besteht aus einem Satz, in dem ein wesentlicher Teil fehlt. Somit wird eigentlich aus zwei Sätzen („Lieben wird die / die Einsamkeit“ und „die Einsamkeit / wird dich umarmen“) ein Satz, in welchem das Subjekt („die Einsamkeit“) nicht doppelt verwendet wird.

Der Vergleich der beiden Gedichte zeigt, dass das Thema „Einsamkeit“ die größte Gemeinsamkeit darstellt, wobei sich in Bezug auf das Empfinden derselbigen die Gemüter scheiden. Lists Vorstellung von Einsamkeit ist äußerst positiv, er verherrlicht sie und kann sie als Wegweiser und Tröster gebrauchen, wogegen sich Rose Ausländer die Einsamkeit fürchtet und sie als Angst einflößend und grausam beschreibt. Dabei muss aber beachtet werden, dass List zur Zeit der Aufklärung gelebt hat, während die jüdische Lyrikerin Ausländer den Holocaust miterlebt hat und dadurch einen völlig anderen Bezug zu Einsamkeit bekam.

Beide Gedichte beschreiben ein und denselben Zustand, und dennoch wird dieser von beiden Dichtern als völlig unterschiedlich wahrgenommen und zeigt große Differenzen in der Verbundenheit zur Einsamkeit.

Samstag, 3. Oktober 2009

Gedichtvergleich

Die beiden romantischen Kunstlieder „Sehnsucht“ (1819) von Joseph Freiherr von Eichendorff und „Der Spinnerin Lied“ (1802) von Clemens Brentano basieren auf dem Motiv „Sehnsucht nach vergangener Einheit“. Im Folgenden werde ich Gemeinsamkeiten und Unterschiede vergleichen und genauer beschreiben.


Meine Arbeit startet mit dem Kunstlied im Volksliedton „Sehnsucht“ von J. F. v. Eichendorff. Es entstand in der Epoche der Romantik Anfang des 19. Jahrhunderts. Dieses Gedicht behandelt das typische Motiv der Literatur der Romantik, Sehnsucht nach einem vergangenen und verlorenen Zustand, der eine Einheit darstellt.
Dieses Kunstlied besteht aus drei Strophen zu je acht Zeilen. Das Metrum ist unregelmäßig, es werden bevorzugt Daktylen verwendet. Inhaltlich ist dieses Gedicht in zwei Hälften getrennt. Von der ersten bis zur zwölften Zeile beschreibt das lyrische Ich seine Perspektive (Erinnerungen) vom Fenster aus, wogegen ab der dreizehnten bis zur letzten Zeile der Inhalt des Liedes der wandernden Gesellen beschrieben wird. In der ersten Strophe werden auffallend viele Adjektive benutzt, wie „golden“, „einsam“, „still“, dadurch wird das Gefühl der Sehnsucht verstärkt. Die in der zweiten und dritten Strophe verwendeten Verben vermitteln durch die Worte „Marmorbilder“, „Paläste im Mondschein“ und „Gärten“ das Bild der harmonischen Idylle, einem Topos der Romantik. Es werden durchgehend viele Enjabements verwendet, die zusammen mit dem Kreuzreim den Kunstlied-typischen Charakter unterstreichen.

Das zweite Gedicht „Der Spinnerin Lied“ von Clemens Brentano umfasst insgesamt sechs Strophen, die jeweils aus vier Verszeilen bestehen. Das Versmaß ist jambisch und die einzelnen Verszeilen werden bis auf die letzte Strophe alle über Enjabements miteinander verbunden. Es herrscht ein umarmender Reim vor, jedoch kommen auf die jeweils 24 Verszeilen nur drei verschiedene Reimschemata. Die einzelnen Verszeilen werden geschickt untereinander variiert, sodass man bei unkonzentriertem Lesen den Eindruck bekommt, dass sich vieles wiederholt. Jedoch gibt es bis auf zwei Ausnahmen, keine einzige identische Verszeile („da wir zusammen waren“ und „Gott wolle uns vereinen“). Phonetisch auffällig ist der häufig gebrauchte Selbstlaut „a“, „Es sang vor langen Jahrenhrenhrehrhisheirhshrhhren“, oder „Da sang die Nachtigall“. Damit soll die Sehnsucht nach einer vergangenen Einheit, einem verlorenem Paradies, das unerreichbar ist, ausgedrückt werden. Durch diese schmerzlichen Erinnerungen an die vergangene Harmonie soll ein neues Paradies entstehen.


Das Hauptmotiv der Romantik, nämlich die Sehnsucht nach der idyllischen Vergangenheit, ist auch in diesen beiden Gedichten thematisiert. Eichendorff erzählt von einem Lied zweier junger Gesellen, die von diesem ersehnten Zustand singen, in Brentanos Gedicht übernimmt eine Spinnerin die Aufgabe des lyrischen Ichs. Sie „singt“ ebenfalls von ehemaligem Zusammensein und vergangener Einheit. „Der Spinnerin Lied“ geht nicht so ins idyllisch bildliche wie „Sehnsucht“, es wird mehr mit Metaphern gearbeitet (das Spinnrad als „Rad der Zeit“, oder der „Schicksalsfaden“). Wogegen Sehnsucht die klassischen Ideale der „Kunstheimat“ verwendet, „Paläste“, „Gärten“ und „Marmorbilder“ sind keine realen Schauplätze, sondern allgemeine Synonyme, die eine poetische Harmonie darstellen. Zwar ist die Hauptthematik dieser beiden Gedichte gleich, doch bei „Der Spinnerin Lied“ ist der persönliche Bezug stärker, da die Spinnerin ihren verlorenen Geliebten besingt. Eichendorff dagegen besingt einen nicht realen Ort, nur ein Sinnbild einer harmonischen Idylle.
Beide Gedichte sind typische Kunstlieder im Volksliedton. Die gebräuchlichen Reime, der Kreuzreim (Sehnsucht) und der umarmende Reim (Der Spinnerin Lied) unterstützen diesen Charakter. Der übersichtliche Inhalt, die als naives Träumen über die Vergangenheit wahrgenommene Poesie, die bei genauerem betrachtet, doch sehr komplex ist, ist auch ein sicherer Hinweis auf ein Kunstlied. Auch die Anzahl der Verszeilen ist identisch, nur teilt Eichendorff seine 24 Verszeilen in nur 3 Strophen auf, außerdem sind diese im Durchschnitt fast doppelt so lang wie Brentanos, der sein Gedicht in sechs Strophen á vier Zeilen einteilt.

Auch heute ist diese Art von Volkslied noch bekannt. In modernen Volksliedern wird oft diese Art von Sehnsuchtsmotiv verwendet und sie sind entweder in einem Kreuz- oder in einem umarmenden Reim verfasst und haben den gleichen melancholischen Charakter der romantischen Poesie.

Zusammenfassend ist zu sagen, dass beide Gedichte auf die Hauptmotivik der Romantik eingehen, sich jedoch auf der persönlichen Ebene unterscheiden. Auch in der Rhetorik gibt es Unterschiede: während Brentano eine einfache, wortkarge Sprache wählt, verwendet Eichendorff klingende und abwechslungsreiche Ausdrücke. Mich persönlich spricht „Der Spinnerin Lied“ mehr an, da seine Komplexität auf Grund der verschachtelten Sprache erst nach mehrmaligem Lesen und erst mit der Bearbeitung zum Vorschein kommt.

Montag, 1. Juni 2009

Erziehung und Disziplin

Die Kinder unserer Zeit stellen die Weichen für unsere Zukunft. Doch die fehlende Disziplin macht sich immer mehr bemerkbar, und das nicht besonders positiv. Lässt sich eine liebevolle Erziehung etwa nicht mit Disziplin vereinen? Das Interview mit Dr. Bueb gibt Aufschluss über Erziehungsmethoden und Werte der heutigen Gesellschaft. Diesen werde ich im Folgenden versuchen in eigenen Worten zusammen zu fassen und genauer zu beleuchten.

Ob jemand später ein erfolgreiches Leben führen wird, ist laut Bueb schon an der Erziehung abzulesen. Denn werden die großen Werte wie Gerechtigkeit, Freiheit und Wahrheit in der Erziehung vernachlässigt, werden sie niemals einen großen Stellenwert bekommen. Auch die Sekundärtugenden Gehorsam, Pünktlichkeit und Ordnungssinn sind von großer Bedeutung, da sie helfen, die obigen Werte zu verwirklichen.

Aber durch den Nationalsozialismus wurden Werte wie diese negativ konnotiert, und dadurch wurde Erziehung immer mehr zu „Gärtnerei“. Die Pflanze darf reifen und wachsen wie sie will- sie wird höchstens ein bisschen nachgestutzt. Der Pädagoge Bueb verlangt jedoch nach „Töpfern“.m Das soll heißen, trotz des negativen Zusammenhanges mit der NS-Zeit, Pädagogen, die formen und klare Konturen vorgeben.

Um die Liebe nicht zu vernachlässigen, muss das Hauptmotiv jedes guten Pädagogen Liebe sein. Dadurch verwandelt sich seine Macht in legitime Autorität. Kinder brauchen Disziplin als Rückgrat ihrer Erziehung. Durch Disziplin wird man angetrieben, sie kann bei orientierungslosen Kindern sogar heilend wirken, sie sozusagen wieder auf den richtigen Weg lenken.

Es gibt viele positive Formen der Disziplin, die das Kind zum eigenständigen Tun anregen und den Tatendrang für Leistung fördern. Dem Kind sollte Eigenverantwortung, Selbstständigkeit und Gewissenhaftigkeit nahegelegt werden. Es muss lernen, dass man mit Disziplin mehr erreicht als ohne. Dies wirkt sich insofern positiv aus, indem das Kind die gelernte Disziplin in der Schule oder im Berufsleben erfolgreich anwenden kann. Es weiß, dass es sich lohnt, da es in den Noten und Erfolgen des Kindes ersichtlich wird, wie positiv sich Disziplin auswirken kann. Das Kind muss auch merken, dass diese Erfolge auf sich selbst zurückzuführen sind, damit die positive Wirkung dieses Erziehungskonzepts anhält.

Im Gegensatz dazu gibt es auch negative Formen der Disziplin. Dabei bekommt das Kind von Anfang an mit, dass es zum Beispiel ohne Disziplin es nie zu etwas bringen wird. Wird das dem betroffenen Kind zu viel eingetrichtert, kann es sein, dass es sich im späteren Leben nur an den eigenen Erfolgen misst und sich selbst als Mensch vergisst. Leistung um jeden Preis bringen zu müssen wird zum krankhaften Gedankengut.


Disziplin spielt für mich in der schulischen sowohl als auch in der beruflichen Welt eine große Rolle. Um gute Erfolge verbüßen zu können, ist Disziplin gefragt. Disziplin beinhaltet für mich auch Durchhaltevermögen, welches bei Vorbereitungen auf Tests und Ähnlichem nicht fehlen darf. Auch der Wille, eine Schulkarriere positiv zu absolvieren, muss vorhanden sein. Dieses habe ich leider öfters an vielen Schulkollegen vermisst. Die einziger dieser Schulkollegen und Kolleginnen, die wieder auf den rechten Weg gefunden hat, ist nun zwei Schulstufen unter mir. Das aber auch nur durch Hilfe von außen und viel Arbeit und Disziplin.

Disziplin ist meines Erachtens nicht alleine das „Tor zum Glück“. Es ist viel mehr einer der richtigen Pfade, die zu diesem „Tor“ führen. Sie hilft uns auch, nicht von den anderen Pfaden abzukommen und uns auf das Wesentliche zu konzentrieren. Das „Tor zum Glück“ hat man gefunden, wenn man all seine positiven Eigenschaften samt Disziplin richtig miteinander vereinbaren kann.

Disziplin muss in den richtigen Maßen genossen werden. Sie hilft uns auch nach vorn zu schauen und Leistungen zu erbringen, die uns widerrum im Leben einiges einfacher machen. Sie motiviert uns vielleicht auch dazu, unsere eigenen Kinder mit viel Liebe und Disziplin aufzuziehen. Ein solcher Erziehungsstil wird auch unseren Kindern viel Erfolg im Leben sichern.

Freitag, 13. März 2009

Reportage

Zwei vermummte Unbekannte sind einem Dritten dicht auf den Fersen. In einer dunklen Nische bringen sie ihr Opfer in ihre Gewalt. Das einzige was nun auf diese drei Personen hindeutet, ist das Geräusch dumpfer Schlage und schmerzvolles Stöhnen. Sie sind ein unbeteiligter Passant und der einziger Zeuge dieser Gewalttat. Wie würden sie reagieren?

"Solche Situation sind immer kritisch", meint Sicherheitsexperte und Selbstverteidigungstrainer Udo S. aus Berlin. "Die meisten Menschen sind in Situationen wie dieser oft nicht fähig spontan zu handeln und fühlen sich überfordert und hilflos. Sie versuchen die Situation mit wegschauen und ignorieren auszublenden. Darum ist ein Selbstverteidiungstraining unabdinglich, welches hilft in Gefahrenzonen intuitiver zu handlen und vor allem die richtigen Entscheidungen zu treffen."

Doch was verlangt die Zivilcourage, wenn man Zeuge eines Raubes, körperlicher Gewalt oder gar Schlimmerem wird? Rudolf H. aus Dresden erlebte so ein Schreckenszenario am eigenen Leib. "Ich war auf dem Nachhauseweg von der Arbeit. Ich war müde und unachtsam. Alls diese Männer mich zu Boden stießen und anfingen mir ins Gesicht zu schlagen, war ich so perplex, das ich im ersten Moment gar nicht wirklich reagieren konnte. Als ich meine Notlage erkannte fing ich an zu schreien und meine Angreifer abzuwehren. Doch Hilfe konnte ich keine erwarten. Vorhänge wurden zugezogen, Passanten eilten mit starrem Blick zur Seite davon. Als sie schließlich von mir abließen, konnte ich mir mit letzter Kraft noch einen Rettungswagen rufen."

"Die Geschichte des Herrn H. ist leider kein Einzelfall. Die Zivilcourage als Moral- und Ehrvorstellung hat in der heutigen Zeit einiges an Bedeutung verloren", so Udo S. "Doch auch nur ein Anruf bei der Polizei oder eine Zeugenaussage seitens der Passanten helfen enorm bei der Täterermittlung und stellen auch eine Art Prävention für die Zukunft dar."