Dienstag, 27. April 2010

Globalisierung- Fluch oder Segen?

Die Globalisierung bedeutet für die Menschheit des 21. Jahrhunderts Segen und Fluch zugleich. Eine zunehmende wirtschaftliche Vernetzung steht einem wachsenden Spannungsfeld zwischen verschiedenen Kulturen gegenüber, bestes Beispiel dafür sind die sich häufenden Terrorakte. Ein Kommentar von Nikolas Piper als Textgrundlage soll Aufschluss über Zusammenhänge zwischen der Globalisierung und terroristischen Anschlägen geben.

Nikolas Piper nimmt in seinem Kommentar vom 12.08.2006 zur Globalisierung Stellung. Für weltweite Terrororganisationen ist die Globalisierung auf der einen Seite eine willkommene Möglichkeit ihre Verbrechen auf globaler Basis auszuüben, auf der anderen Seite scheint es, die Globalisierung schüre ihren Zorn auf Ideologien der westlich orientierten Welt nur noch mehr. Laut Nikolaus Piper bezieht sich diese Ablehnung gegen den globalen Kapitalismus nicht nur auf Anhänger des Islams, auch Lateinamerika und sogar die alten Industrieländer stehen der Globalisierung feindlich gegenüber. Um diese Einstellung zu ändern, steht eine Option an oberster Stelle: Globalisierung muss gerecht sein. Außerdem braucht es für eine internationale Ordnung eine Institution, welche den Überblick über die Einhaltung des Grundsatzes, andere in ihren Rechten zu respektieren und niemanden zu diskriminieren, behält. Diese Rolle kommt in diesem Fall den Vereinigten Staaten zu, die dazu augenscheinlich nicht mehr in der Lage sind, auf Grund vieler Faktoren, wie Kriege und die Unzufriedenheit der Bevölkerung.

Die Macht des Einzelnen darf aber nicht allzu groß werden, Entscheidungen, egal in welcher Hinsicht, müssen gemeinsam getroffen und Regeln gemeinschaftlich erstellt werden. Wächst die Macht ungleich, so ist die Grenze zum Imperialismus nach Meinung Pipers schnell überschritten. In einigen Teilen der Welt stellt die Globalisierung heute schon ein imperialistisches Gebilde dar, sogar in Staaten wie Deutschland, welche eigentlich gut ins globale ökonomische Netz eingebunden sind.

Als Gründe für Widerstände gegen die Globalisierung nennt Piper das unaufhörliche Wachstum der Kapitalmärkte auf Grund technischer Fortschritte, Indien und China als neue Konkurrenz auf dem Weltmarkt, aber auch, dass die Glaubwürdigkeit der USA als Supermacht nachgelassen hat. Deshalb sind der Kampf gegen den Terror und die Zusammenarbeit von Weltmächten und Entwicklungsländern für eine internationale Weltwirtschaftsordnung sehr wichtig.

Im Hinblick auf Globalisierung wird meist nur die Gesamtheit der einzelnen Länder, Staaten und Kontinente erfasst. Doch es darf nicht vergessen werden, die Auswirkungen auf die kleinste Einheit dieser Verflechtung zu beachten, den einzelnen Bürger. Es eröffnen sich auf der einen Seite eine weite Bandbreite aus Jobmöglichkeiten auf der ganzen Welt, auf der einen Seite werden in letzter Zeit immer häufiger Arbeitsplätze in Entwicklungsländer verlegt, da die Lohnkosten in Dritte Welt Ländern einfach horrend niedrig sind. Außerdem kommt hinzu, dass die Arbeitsplatzchancen im eigenen Land durch Immigranten deutlich sinken. Diese Aussichten können wieder Auslöser für Fremdenhass sein, auch die unterschiedlichen Kulturen beanspruchen Toleranzbereitschaft. Noch dazu verändert die Globalisierung Kulturen auch. Man spricht von einer „Hyperkulturalität“, das oberflächliche, äußere Erscheinungsbild vieler Kulturen ist den Erwartungen und Forderungen der westlich orientierten Globalisierung gewichen. Damit ist zum Beispiel gemeint, dass viele Einheimische in Touristendestinationen ihre eigene Kultur, Religion und Lebensweise in den Hintergrund stellen, um dem Urlauber aus den mitteleuropäischen Industriestaaten heimischen Komfort, wie etwa bekannte Lebensmittelläden, Gasthäuser und mehrsprachiges Personal zu bieten. Der durchschnittliche Tourist von heute möchte nicht auf seine Gewohnheiten und die Tourismusbranche nicht auf ihre Einnahmen in Milliardenhöhe verzichten.

Bildung ist leider immer noch für viele ein Privileg. In Zeiten der Globalisierung ist sie aber ein unabwendbares Muss, um in dieser Gesellschaft Fuß fassen zu können. Im Sozialstaat Österreich ist Bildung zum Glück nicht mehr eine Frage des finanziell Möglichen, da Pflichtschule und weiterbildende Institutionen meist kostenfrei sind und sonst gefördert werden. Dies hat aber auch wieder Auswirkungen auf den Einzelnen, der durch seine monatlichen Steuerabgaben dieses System mitfinanzieren muss.

Ist nationale Abschottung eine Alternative zur Globalisierung? Meiner Meinung nach nicht, wir haben uns zu sehr an die Vorteile der globalen Gesellschaft gewöhnt. Stellen wir uns nur mal vor, Österreich würde von heute auf morgen alle wirtschaftlichen und politischen Bündnisse aufgeben; es würde uns nicht nur bezogen auf Lebensmittel einiges fehlen, auch die österreichische Exportwirtschaft würde zusammenbrechen. Es gäbe keinen Fremdenverkehr mehr und auch viele Unternehmen, die ihre Standorte außerhalb des Vaterstaates haben, würden nicht mehr so weitergeführt werden können wie bisher. Überträgt man diese Szenerie auf Europa, so wird ersichtlich, dass es europaweit im Bereich des Möglichen läge, sich vom Rest der Welt abzuschotten, da auf mehr Staaten und Einwohner mehr Alternativen zu den aufkommenden Problemen geben würde. Jedoch würden trotzdem noch Handelsabkommen mit Nordamerika, asiatischen Staaten und der restlichen Welt und politische Vereinbarungen verfallen, was nicht ausdenkbare wirtschaftliche, aber auch soziale Konsequenzen mit sich bringen würde, wie zum Beispiel Kriege und Unruhen.

Globalisierung ist in meinen Augen im Wesentlichen als etwas Positives zu betrachten. Sie bringt die verschiedensten Kulturen zueinander, ob freiwillig oder unfreiwillig, schafft eine neue, moderne Weltsicht und lässt auf eine wirtschaftlich und sozial gleichberechtigte Gesellschaft der Zukunft hoffen. Vorausgesetzt, die Menschen lernen, die Grundsätze der Menschenrechte, wie etwa Freiheit und Akzeptanz, anzuwenden. Sollte dies wirklich einmal der Fall sein, sehe ich kein Problem in einer global orientierten Weltgemeinschaft. Viele Vorteile resultieren aus einer solchen Gemeinschaft, durch kulturelle und ideelle Unterschiede können neue Wege eröffnet werden, ein konstruktiver Austausch von Ideen und Wertvorstellung wird möglich.

Abschließend möchte ich noch einmal bekräftigen, dass meiner Meinung nach nicht viel gegen eine zukunftsorientierte Globalisierung spricht, natürlich in Anbetracht dessen, dass die kulturelle Individualität der einzelnen Staaten der Welt und die Rechte der Menschen akzeptiert werden. Nur so kann die Welt in eine wirtschaftlich positive und sozial gefestigte Zukunft ohne Terror und Kriege blicken.

Mittwoch, 21. April 2010

Kritik Woyzeck

Der Soldat Woyzeck- die problematische Geschichte eines einfachen Mannes, die auch im 21. Jahrhundert noch nachvollzogen werden kann.

Bregenz. Das Stück Woyzeck nach Georg Büchner lässt viele wieder an ihre Schulzeit zurückdenken. Es hat den Ruf einer Pflichtlektüre und wird auch meist so behandelt. Doch was passiert, wenn Alexander Kubelka es sich zur Aufgabe macht, Woyzeck eine moderne Note zu verpassen? Er gestaltet das Bühnenbild sehr spartanisch, indem er lediglich eine große, dunkelgraue Plane als Hintergrund einsetzt, welche sich je nach Szene in ein „weites Feld“, ein „Wirtshaus“ oder sogar einen „Marktplatz“ verwandelt. Eine großartige Idee, die dem Bühnenbild, welches im Originalstück nicht weiter beschrieben wird, einen einzigartigen Charakter verleiht.


Die Akteure nahmen aktiv am sich verändernden Bühnenbild teil und halfen mit, die Plane, welche durch Zugseile gezogen wurde, immer wieder zu einer neuen beeindruckenden Konstruktionen zu gestalten.

Heinz Weixelbraun, in der Hauptrolle des Woyzeck, schaffte es, diesen verzweifelten, ständig hinterfragenden Charakter authentisch zu präsentieren. Neben seiner Schauspielkollegin Katrin Hauptmann als bestechlicher Marie und Jens Ole Schmieder als lässigen Tambourmajor, glänzte die Gesamtinszenierung vor allem durch die Neubesetzung des Doktors durch Tamara Stern. Die Einfachheit des Stils Kubelkas in Hinsicht auf Woyzeck vermittelt der Inszenierung eine Balance aus originaler Antiquität und moderner Qualität. Durch längere Sprechpausen und sehr deutlicher Aussprache des Textes hat es Kubelka geschafft, die Probleme menschlicher Konversationen darzustellen und sie wie Monologe erscheinen zu lassen.

Mit viel schauspielerischem Talent, einer großen Portion Konzentration und einer fehlerfreien, originalgetreuen Textwiedergabe konnten die Akteure die Besucher der Premiere am Kornmarkttheater begeistern.

Begleitet wurde das Stück musikalisch durch heftige Technorhythmen, die immer wieder als kurze Sequenzen eingespielt wurden, und durch die österreichische Band Naked Lunch, welche mit emotionsgeladener Musik überzeugte, aber niemals übertrieben wirkte und die ganze Inszenierung abrundete.

Alles in allem eine gekonnte Interpretation, welche die Zuschauer zwei Stunden lang fesselte, und die Grundproblematik Woyzecks näherbrachte.