Montag, 2. Juni 2008

Abend

Das Sonett ,,Abend“ wurde von Andreas Gryphius (1616-1646) in der Barock-Epoche verfasst. Es beschäftigt sich mit dem Motiv Memento-mori (= Gedenke des Todes). Im Folgenden werde ich auf die einzelnen Merkmale und auf die Details näher eingehen.

Dieses Gedicht besteht aus 2 Quartetten und 2 Terzetten, die auf dem typischen Metrum, dem Alexandriner (ein sechs-hebiger Jambus), aufgebaut sind. Der Rhythmus ist regelmäßig und die erste und zweite Strophe folgen dem Reimschema abba, die dritte und vierte Strophe bestehen aus dem Reimschema ccd bzw. eed. Die männlichen und weiblichen Kadenzen treten wie folgt auf : mwwm mwwm wwm wwm.
Sprachlich auffällig ist vor allem das Enjabement, das oft vorkommt, die Imperative und die Metaphern.

Die ersten beiden Verszeilen der ersten Strophe versinnbildlichen den Einbruch der Nacht, der mit einer Metapher dargestellt wird. Der Einbruch der Dunkelheit wird mit dem Bild ,,die Nacht schwingt ihre Fahn“ verdeutlicht. Auch ,, und führt die Sterne auf“ ist eine Metapher, die die Dämmerung bildlicher darstellt.

Die zweite Strophe beinhaltet in nahezu jeder Verszeile eine Metapher. Angefangen bei der ersten Zeile wird ,,der Port“ als Himmelspforte dargestellt, wo ,,gleich wie dieses Licht verfiel ich und du und alles was man hat und sieht, hinfahren“. Das bedeutet, dass jeder, wenn er stirbt, zu diesem Ort hinkommt. In der letzten Verszeile wird das Leben mit einer Rennbahn verglichen, was heißen soll, dass das Leben sehr schnell vorbei ist.

In der dritten Strophe werden viele Imperative, die als Rufe zu Gott dienen, verwendet. Bei der ersten und zweiten Verszeile wird außerdem eine Anapher verwendet (Laß, hächster Gott, … Laß mich nicht Ach) Dadurch wird das ,,Laß“ leicht betont, obwohl es nach dem Metrum eigentlich unbetont gehört. In der zweiten Verszeile wird ein Klimax (Ach, Pracht/ Lust, Angst) verwendet.

In der vierten und letzten Strophe wird das Sterben mit einer Periphrase umschrieben (,, wenn der müde Leib entschläft“) und die Seele wird personifiziert Es ist wieder ein Enjabement zu finden, nämlich von der zweiten in die dritte Verszeile. In der zweiten Zeile wird der Tod oder das Sterben wieder im Zusammenhang mit einer Periphrase verwendet (,, und wenn der letzte Tag wird mit mir Abend machen“) Die zweite und die dritte Zeile aus dem zweiten Quartett werden durch ein Enjabement miteinander verbunden. Die Schlusszeile beinhaltet einen Imperativ und dient als indirekter Ruf an Gott (,, so, reiß mich aus dem Tal der Finsternis zu dir“)

Das Gedicht würde sicher noch in unsere Zeit passen. Der Anfangssatz ,, der schnelle Tag…“, diese ersten drei Worte, spiegeln schon mal einen großen Teil des modernen Alltags wieder, man lebt zu schnell. Die Leute früher hatten nicht so sehr Angst vor dem Tod, sonder davor, was sie nach dem Tod erwartet. Das zeigen die Bitten und Rufe im Gedicht (,,Laß, höchster Gott“). Wir haben nicht so sehr Angst, was nach dem Tod auf uns wartet, sonder was kurz vor dem Tod ist, nämlich das Altern.

Zum Schluss möchte ich noch einmal zusammenfassen, wodurch sich dieses Gedicht auszeichnet. Der Imperativ, wird als Ruf an Gott verwendet, die Metaphern werden hauptsächlich in den beiden Quartetten verwendet. (= um den Einbruch der Nacht zu versinnbildlichen) Die einzelnen Verszeilen der Quartette werden durch Enjabements geschickt miteinander verbunden.