Dienstag, 16. Dezember 2008

Friedrich Schiller: "Die Räuber"

Das Drama „Die Räuber“ wurde von Friedrich Schiller (1759-1805) zur Zeit des Sturm und Drang (1767-1885) verfasst und erschien erstmalig im Jahre 1781. Die Epoche des Sturm und Drang ist stark geprägt durch ein revolutionäres Gedankengut und eine kritischere Sicht der Gesellschaft und fand Anhang vor allem unter der jungen Bevölkerung. Der „Fetzenstil“ (kurze Sätze, viele Ausrufezeichen) ist ein wichtiges Merkmal der Literatur dieser Epoche.
Im Folgenden werde ich mich eingehend mit verschiedenen Thematiken des Werkes, wie der Tyrannei und dem Bild von der damaligen Gesellschaft beschäftigen, klären, inwiefern diese Kritik an Tyrannei und Gesellschaft noch aktuell ist und meinen persönlichen Eindruck bezüglich der oben genannten Themen schildern.

Das Bild von Franz, dem Tyrannen, wird sehr deutlich am Ende des ersten Aktes/erste Szene sichtbar. Franz führt hier einen langen Monolog, er spricht von Macht und Kraft. Seiner Ansicht nach hat der Stärkste die „Erlaubnis“ sich über jegliche Regeln, jede Moral hinwegsetzten. Er sagt: „Jeder hat gleiches Recht zum Größten und Kleinsten, Anspruch wird an Anspruch, Trieb an Trieb und Kraft an Kraft zernichtet. Das Recht wohnet beim Überwältiger, und die Schranken unserer Kraft sind unsere Gesetze.“ (S.17)
Er hält auch nichts von Bruderliebe oder Vaterliebe. Er nützt jede erdenkliche Chance um seinen großen Bruder Karl vor dem Vater Maximilian schlecht zu machen, was auch an dieser Textstelle gut zu erkennen ist: „Schändlicher, dreimal schändlicher Karl! Ahndete mirs nicht, da er, noch ein Knabe, den Mädels so nachschlenderte, mit den Gassenjungen und dem elendem Gesindel auf Wiesen und Bergen sich herumhetzte, den Anblick der Kirche, wie ein Missetäter das Gefängnis, floh, und die Pfennige, die er Euch abquälte, dem ersten dem besten Bettler in den Hut war, während daß wir daheim mit frommen Gebeten und heiligen Predigtbüchern uns erbauten?“ (S.11) Franz schreckt auch nicht vor Mord zurückt, zu groß ist sein Hass und Neid auf das „Schoßkind“ Karl. Getrieben von seinen Wahnvorstellungen, befiehlt er im vierten Akt/zweite Szene dem langjährigen Hausdiener Daniel den als Grafen verkleideten Karl umzubringen: „Bei deinem Gehorsam befehl ich dir, morgen darf der Graf nimmer unter den Lebendigen wandeln“. (S.95) Sein Tyrannendasein findet seinen Höhepunkt, als er nicht einmal davor zurück schreckt, seinen eigenen Vater verhungern zu lassen, oder als er versucht, Amalia mit allen Mitteln für sich zu gewinnen. Er meint, ihren Stolz brechen zu können indem er ihr droht, sie ihn ein Kloster zu stecken: „ Noch weiß ich Mittel, die den Stolz eines einbildischen Starrkopfs so hübsch niederbeugen können – Kloster und Mauren!“. (S.77) Doch er bemerkt, dass er nicht einmal damit ihren „Starrkopf“ für sich gewinnt, und seine letzte Drohung ist sie zu seiner Mätresse zu machen. „-meine Mätresse sollst du werden, daß die ehrlichen Bauernweiber mit Finger auf dich deuten, wenn du es wagst und über die Gasse gehst.“ (S.78)

In diesem Werk wird ein sehr negatives Bild von der gehobenen Gesellschaft entworfen. Alle positiven Charaktere sind niederen Standes oder wie Karl Revoluzzer oder „Ausbrecher“.
Karls Ansichten über das „schlappe Kastratenjahrhundert“ wie er es nennt, sind typische Weltansichten der Anhänger des Sturm und Drang. Er hält auch nicht viel von den damaligen Gesetzen: „Das Gesetz hat zum Schneckengang verdorben, was Adlerflug geworden wäre. Das Gesetz hat noch keinen großen Mann gebildet, aber die Freiheit brüchtet Kolosse und Extremitäten aus.“ (S.20) Der von Franz gefälschte Brief vom Vater an Karl ist der letzte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt: Karl nimmt die von den Räubern vorgeschlagene Rolle als Räuberhauptmann in größter Ekstase an: „ –Räuber und Mörder! – So wahr meine Seele lebt, ich bin euer Hauptmann“! (S.32)
In Bezug auf Moral und Ehre vertritt er seine Ansichten von Gerechtigkeit, die Scheinheiligkeit, die schwarzen Schafe der Gesellschaft und auch die Taten der Kirche passen nicht in sein Weltbild: „Da donnern sie Sanftmut und Duldung aus ihren Wolken, und bringen dem Gott der Liebe Menschenopfer wie einem feuerarmigen Moloch – predigen Liebe des Nächsten, und fluchen den achtzigjährigen Blinden von ihren Türen hinweg; […] – Ich bin kein Dieb, der sich mit Schlaf und Mitternacht verschwört, und auf der Leiter groß und herrisch tut – was ich getan habe, wird ich ohne Zweifel einmal im Schuldbuch des Himmels lesen, aber mit seinen erbärmlichen Verwesern will ich kein Wort mehr verlieren. Sag ihnen, mein Handwerk ist Wiedervergeltung – Rache ist mein Gewerbe.
Um auf die positiven Charaktere des Werkes zurückzukommen, darf man keinesfalls Daniel, den frömmigen Hausdiener, vergessen. Seine hohe Achtung vor Gott und sein reines Gewissen hindern ihn daran, den Befehlen seines Herren Franz nachzukommen. Er bleibt standhaft: „ und Ihr wollt mir den letzten Trost rauben im Sterben, daß der Wurm des Gewissens mich um mein letztes Gebet bringe, daß ich ein Greuel vor Gott und Menschen schlafen gehen soll? Nein, nein, mein liebster, bester, liebster gnädiger Herr! Das wollt Ihr nicht, das könnt Ihr nicht wollen von einem einundsiebenzigjährigen Manne.“ (S.96)
Auch Amalia bleibt ihrem versprochenen Karl das ganze Stück über treu. Ihre moralischen Vorstellungen von Mann und Frau hindern sie daran, die Hoffnung auf Karl und ein „Happy-End“ zu verlieren. Als Karl sie jedoch im fünften Akt/zweite Szene auf Grund seines Schwurs gegenüber den Räubern verstößt, sieht sie keinen anderen Ausweg mehr, als sich ermorden zu lassen: „ –Tod ist meine bitte nur. – Verlassen, verlassen! Nimm es ganz in seiner entsetzlichen Fülle, verlassen! Ich kanns nicht überdulden. Du siehst ja, das kann kein Weib überdulden. Tod ist meine Bitte nur!“ (S.137)

Betrachtet man die Kritik an Tyrannei und Gesellschaft zur Zeit des Sturm und Drang im Kontext von heute, wird einem sehr schnell bewusst, dass diese durchaus berechtigt ist. Tyrannei ist immer noch aktuell, es wird immer Menschen geben, die sich aufgrund ihrer Macht und ihrer gesellschaftlichen Stellung über alle Gesetze hinwegsetzen können, sind sie selbst doch das Gesetz. In einigen Ländern der Welt sitzen derartige Tyrannen sogar auf dem Thron oder zumindest in der Regierung, und es ist nicht immer leicht, sich eines Tyrannen zu entledigen.
Auch Karls Feindbilder, nämlich bestechliche, scheinheilige und unehrliche Personen, die wissen, wie sie ihre Macht am besten nützen, gibt es immer noch. Es gibt immer noch Intrigen, bei denen aus falschen Freunden Feinde werden, wie im Buch im vierten Akt/fünfte Szene zu sehen ist. Spiegelberg, der von Anfang an böse Absichten gegenüber Karl gehegt hat, wird von Schweizer ermordet: „Ha, Bestie! Eben recht erinnerst du mich an die böhmischen Wälder! Warst du nicht die Memme, die anhub zu schnadern, als sie riefen: Der Feind kommt? Ich hab damals bei meiner Seel geflucht – fahr hin Meuchelmörder!“ (Er sticht ihn tot) (S.108)

Inhaltlich hat bei mir die damalige Vorstellung von Moral und Ehre den bleibensten Eindruck hinterlassen. Dabei haben mich vor allem die vorbildhaften und ehrenwerten Einstellungen der positiven Charaktere beeindruckt. Ein gutes Beispiel stellt Daniel dar, der auf Grund seiner moralischen Verpflichtungen gegenüber Gott und seinem Gewissen Franz’ Anliegen den Grafen zu ermorden nicht nachkommt: „Gnädiger Herr! ich bin heute einundsiebenzig Jahr alt, und hab Vater und Mutter geehret, und niemand meines Wissens um des Hellers Wert im Leben vervorteilt, und hab an meinem Glauben gehalten, treu und redlich und erwarte itzt ein ruhig seliges Ende, ach Herr,Herr! und ihr wollt mir den letzten Trost rauben im Sterben, daß der Wurm des Gewissens mich um mein letztes Gebet bringe, daß ich ein Greuel vor Gott und Menschen schlafen gehen soll?“ (S.96)
Auch dass Karl sich am Ende des Stückes ausliefert, um so seiner Meinung nach alles zum Guten zu wenden,s ist ehrenswert und vorbildhaft. Mit seiner freiwilligen Auslieferung kann er sogar noch einem Mann helfen: „Ich erinnere mich, einen armen Schelm gesprochen zu haben, als ich herüberkam, der im Taglohn arbeitet und eilf lebendige Kinder hat – Man hat tausend Louisdore geboten, wer den großen Räuber lebendig liefert – dem Mann kann geholfen weren.“ (Er geht ab.) (S.139) Mit dieser selbstlosen Tat Karls endet das Drama.

Anschließend möchte ich noch erwähnen, dass dieses Werk von Schiller sich nicht hauptsächlich auf die Handlung, sondern vor allem auf die Moralvorstellungen und die daraus resultierenden Konsequenzen konzentriert. Ohne diese Vorstellungen wäre ein solcher Verlauf der Handlung nicht möglich.

Freitag, 31. Oktober 2008

Wahlkampf 08

Im folgenden Aufsatz werde ich mich eingehend mit der Nationalratswahl 08 beschäftigen. Ich möchte einige interessante Gedanken einfließen lassen, wie z.B. meinen persönlichen Eindruck vom Wahlkampf, Themen, denen mehr Gehör geschenkt werden sollte, aber auch Themen, die ich kritisiere, und eine Idee, um den Wahluninteressierten unter uns Politik schmackhafter und leicht verdaulicher zu machen. In den folgenden Absätzen werde ich mich der Reihe nach diesen vier Themen eingehender widmen und auch meine persönliche Meinung dazu abgeben.

Der Wahlkampf 08 wurde von den Parteien SPÖ, ÖVP, den Grünen, der FPÖ und dem BZÖ angeführt. Die Hauptaussage auf vielen Plakaten war auf die bisherige Koalition SPÖ-ÖVP bezogen, und die Parteien versuchten ihre Standpunkte als Neuanfang anzupreisen.
Die SPÖ vertraute auf ihre treuen Wähler und hielt sich mit Aufsehen erregenden Aussagen zurück, und auch bei der Wahl der Plakatgestaltung zogen sie schlichte Plakate vor. Im Gegensatz dazu stieß die rechtspopulistische FPÖ mit ihrem Wahlprogramm und ihren Plakaten, nämlich ihre Einstellung gegenüber Ausländern und ihrem verstärkten Patriotismus, nicht nur auf taube Ohren (Zum Thema Ausländerfeindlichkeit werde ich mich in einem der folgenden Absätze näher äußern.). Der Spitzenkandidat der FPÖ (HC Strache ) sorgte für genügend „schlechte“ Publicity, z.B. mit Aufsehen erregenden Fotos, die ihn mit Gewehren und in eindeutig rechtsradikalen Posen zeigten, was offensichtlich nicht gerade ein Schritt in die falsche Richtung war, denn die FPÖ konnte dieses Jahr sogar ein Platz auf dem Treppchen ergattern. Seine Plakate und Wahlprogramme sollten linksorientierte Wähler zum Umdenken animieren, seine rechtspopulistischen Anhänger bestätigen und neutrale Neuwähler (wie z.B. Jugendliche) auf seine Seite ziehen. Wie man am Wahlergebnis deutlich erkennen kann, ist ihr Konzept aufgegangen.
Das BZÖ vertrat im Wahlkampf die gleichen Interessen, Vorhaben und „Wahlzuckerl“, wie ihr großer Bruder die FPÖ. Sie setzen auf übertriebenen Patriotismus (z.B. „Deinetwegen. Österreich) und geben uns mit ihrer unterschwelligen Botschaft „mehr Sicherheit“ zu verstehen, dass sie sich zu den rechtsorientierten Parteien zählen, da sie jeden straffällig gewordenen Asylanten abschieben wollen.
Die Grünen versuchten Wähler zu gewinnen und die übrigen Parteien in den Schatten zu stellen, indem sie die bisherige Koalition SPÖ-ÖVP kritisierten (z.B. „genug gestritten“) und sich wählernah präsentierten. Doch bei den diesjährigen Nationalratswahlen konnten sie ihr Vorhaben nicht in die Tat umsetzen, liegen sie doch weit abgeschlagen sogar hinter der Splitterpartei BZÖ (Jörg Haider).
Obwohl die eher konservative ÖVP als Spitzenpartei gehandelt wird, haben sie dieses Jahr trotzdem einige Wählerstimmen verloren und aufgrund ihres Wahlprogramms nicht viele Jungwähler angesprochen. Trotzdem holte sich die Volkspartei die Silbermedaille der diesjährigen Nationalratswahl.

In diesem Absatz komme ich nun zu Themen, denen mehr Beachtung geschenkt werden sollte. Jede Partei verharrte im Wahlkampf meist auf wenigen Themen, insbesondere Themen, die auf Jugendliche ansprechend wirken sollen. Die SPÖ setzte auf die Halbierung der Mehrwertssteuer, die ÖVP auf strengere eine Justiz und Pensionserhöhung. Die rechtsorientierten Parteien FPÖ und die Splitterpartei BZÖ setzten auf verstärkten Patriotismus und Ausländerfeindlichkeit und die Grünen schenkten dem Umweltschutz ihr Hauptaugenmerk.
Meiner Meinung nach hätten diese fünf Parteien auch ihre anderen, sicherlich auch ansprechenden Programmpunkte näher erläutern sollen.
Für mich sind vor allem die Themen Umweltschutz und Bildung von großer Bedeutung. Umweltschutz insofern, da wir für kommende Generationen eine lebenswerte Welt sichern sollten und es mich als Jugendlicher auch anspricht, da ich in 50 Jahren nicht nur noch mit einer Sauerstoffmaske auf die Straße gehen möchte, weil die Luft derartig durch Abgase und sonstige Schadstoffe verpestet ist.
Das Thema Bildung hat bei mir auch einen sehr großen Stellenwert, besonders auf die Studiengebühren und alles rund um das Studium selbst bezogen. Obwohl die Studiengebühren noch vor der Wahl abgeschafft worden sind, glaube ich nicht wirklich, dass dies in Zukunft weiterhin so bleiben wird. Wahrscheinlicher ist es, dass dieser Schritt in Richtung fairere Bildungschancen eher ein „Wahlzuckerl“ war und in nächster Zeit wieder rückgängig gemacht wird. Doch das hoffe ich nicht, denn jeder hat ein Recht auf Bildung, ob derjenige Geld hat oder nicht.
Meiner Meinung nach wäre es wichtig, dass die einzelnen Parteien im Wahlkampf noch erläutern sollten, wie sie ihre Programmpunkte in die Tat umsetzen möchten. Denn es ist sicherlich hilfreich, abschätzen zu können, welches Wahlzuckerl in nächster Zukunft als realistisch umsetzbar gilt oder nur dem Zweck dient, möglichst viele gutgläubige Wähler zu gewinnen.


Eine Kritik möchte ich am Wahlprogramm der Freiheitlichen Partei Österreich anbringen. Ihre rechtspopulistischen Aussagen gegenüber AusländerInnen und AsylantenInnen schockieren viele, wie auch mich. Was mich jedoch sehr wundert, ist, dass die Öffentlichkeit den Rechtspopulismus der FPÖ und BZÖ so akzeptierte, wie sie ihn in ihrem erbitterten Wahlkampf publik gemacht haben.
Die FPÖ scheut sich nicht vor abwertenden, rassistischen Äußerungen, verwendet dubiose Slogans auf ihren Plakaten und verhält sich menschenverachtend gegenüber „Nicht-ÖsterreicherInnen“. Obwohl ich auch nicht dafür bin, jeden Asylantrag zu bewilligen, sollte man politischen Flüchtlingen zumindest die Chance auf ein Leben in Sicherheit und mit Lebensqualität geben.
Mit ihren rassistischen Aussagen befinden sich Strache und seine Anhänger meiner Meinung nach gerade noch an der Grenze zum extremen Rechtspopulismus. Dennoch schnitt die Freiheitliche Partei im Wahlkampf prozentuell sehr gut ab. Doch ich glaube oder hoffe, dass die FPÖ-Wähler, insbesondere die Jungwähler, sich allzu sehr von seinen Aussagen leiten haben lassen, und seine wahren Absichten nicht ganz begriffen haben.
Da die rechtsorientierte Partei FPÖ sich in den Medien, auf ihren Plakaten und ihrer Wahlwerbung hauptsächlich auf diesen Punkt, nämlich auf „Ausländer raus“, beschränkt haben, und mir sonst fast überhaupt keine anderen Programmpunkte zu ihnen einfallen, haben sie meine größte Kritik am Wahlkampf verdient.

Wahlmüdigkeit und politisches Desinteresse? Die Parteien hofften durch die Senkung des Wahlalters auf eine neue Zielgruppe, die sie auf ihre Seite ziehen können, doch die Mehrheit der Jugendlichen blieben am Wahlsonntag lieber zu Hause. Obwohl in der Schule wochenlang besprochen, diskutiert und recherchiert wurde, gehört Politik noch immer nicht zu den Interessen der Jugendlichen. Den meisten Jugendlichen ist gar nicht bewusst, was ihre einzelne Stimme alles verändern kann- im guten und im schlechten Sinn- denn jede Stimme zählt! Ihnen scheint die Welt der Politik zu abstrus und kompliziert, als dass man sich schon damit beschäftigen müsste. Ein gutes Beispiel stellt die Wahlkabine auf einer Webseite dar. Sie ist eine öffentliche Homepage, die Wahlunsicheren durch Standardfragen ihre Interessen erforscht und ihnen dann die passende Partei vorschlägt.
Die Parteien sind zwar bemüht, auch Jugendliche dazu zu motivieren, sich für Österreich einzusetzen, doch dieser Plan ist schwer umzusetzen. Das liegt wahrscheinlich daran, dass sich die Politiker noch nicht gänzlich auf jugendliche Interessen eingestellt haben.
Damit Parteien auch auf Jungwähler attraktiv und ansprechend wirken, sollten diese sich auch auf Themen konzentrieren, die Jugendliche für wichtig halten, wie zum Beispiel eine gesicherte Lehrstelle, ein Anspruch auf eine weiterführende Schule, ein besseres öffentliches Verkehrsnetz oder auch ein gesichertes Einkommen, speziell für Lehrlinge und Praktikanten.
Denn welcher 16-Jährige entscheidet sich für eine Partei, deren größtes Anliegen die Pensionserhöhung ist?

Zum Schluss möchte ich noch betonen, dass ich das herabgesetzte Wahlalter trotzdem als gute Idee empfinde, da man sich so früh wie möglich mit Politik beschäftigen sollte. Nicht nur passiv wie z.B. in der Schule, sondern auch aktiv wie dieses Jahr, als zum ersten Mal auch 16 und 17-jährige zum Ergebnis der Nationalratswahl beitragen durften.
Noch kurz zur Wahl im Allgemeinen: Die einen Parteien setzten auf Zurückhaltung, wogegen andere Parteien „schockierten“ und Aufsehen erregten und trotzdem punkteten. Dazu möchte ich noch sagen, dass ich es als beängstigend empfinde, dass die Mehrheit der BürgerInnen solche rechtsorientierten Ansichten als „gottgegeben“ akzeptieren und dass nicht gezielt gegen solche Patrioten im negativen Sinne protestiert wird.
Damit sich Parteien für kommende Wahlen auch einige Jungwählerstimmen sichern, sollten sie im Wahlkampf verstärkt auch auf deren Interessen eingehen. Und damit das politische Interesse geweckt und die Wahlmüdigkeit vertrieben wird, sollte Politik auch für Wähler, die keine Zeit oder Lust für Recherchen haben, verständlicher und wählernah sein.

Montag, 2. Juni 2008

Abend

Das Sonett ,,Abend“ wurde von Andreas Gryphius (1616-1646) in der Barock-Epoche verfasst. Es beschäftigt sich mit dem Motiv Memento-mori (= Gedenke des Todes). Im Folgenden werde ich auf die einzelnen Merkmale und auf die Details näher eingehen.

Dieses Gedicht besteht aus 2 Quartetten und 2 Terzetten, die auf dem typischen Metrum, dem Alexandriner (ein sechs-hebiger Jambus), aufgebaut sind. Der Rhythmus ist regelmäßig und die erste und zweite Strophe folgen dem Reimschema abba, die dritte und vierte Strophe bestehen aus dem Reimschema ccd bzw. eed. Die männlichen und weiblichen Kadenzen treten wie folgt auf : mwwm mwwm wwm wwm.
Sprachlich auffällig ist vor allem das Enjabement, das oft vorkommt, die Imperative und die Metaphern.

Die ersten beiden Verszeilen der ersten Strophe versinnbildlichen den Einbruch der Nacht, der mit einer Metapher dargestellt wird. Der Einbruch der Dunkelheit wird mit dem Bild ,,die Nacht schwingt ihre Fahn“ verdeutlicht. Auch ,, und führt die Sterne auf“ ist eine Metapher, die die Dämmerung bildlicher darstellt.

Die zweite Strophe beinhaltet in nahezu jeder Verszeile eine Metapher. Angefangen bei der ersten Zeile wird ,,der Port“ als Himmelspforte dargestellt, wo ,,gleich wie dieses Licht verfiel ich und du und alles was man hat und sieht, hinfahren“. Das bedeutet, dass jeder, wenn er stirbt, zu diesem Ort hinkommt. In der letzten Verszeile wird das Leben mit einer Rennbahn verglichen, was heißen soll, dass das Leben sehr schnell vorbei ist.

In der dritten Strophe werden viele Imperative, die als Rufe zu Gott dienen, verwendet. Bei der ersten und zweiten Verszeile wird außerdem eine Anapher verwendet (Laß, hächster Gott, … Laß mich nicht Ach) Dadurch wird das ,,Laß“ leicht betont, obwohl es nach dem Metrum eigentlich unbetont gehört. In der zweiten Verszeile wird ein Klimax (Ach, Pracht/ Lust, Angst) verwendet.

In der vierten und letzten Strophe wird das Sterben mit einer Periphrase umschrieben (,, wenn der müde Leib entschläft“) und die Seele wird personifiziert Es ist wieder ein Enjabement zu finden, nämlich von der zweiten in die dritte Verszeile. In der zweiten Zeile wird der Tod oder das Sterben wieder im Zusammenhang mit einer Periphrase verwendet (,, und wenn der letzte Tag wird mit mir Abend machen“) Die zweite und die dritte Zeile aus dem zweiten Quartett werden durch ein Enjabement miteinander verbunden. Die Schlusszeile beinhaltet einen Imperativ und dient als indirekter Ruf an Gott (,, so, reiß mich aus dem Tal der Finsternis zu dir“)

Das Gedicht würde sicher noch in unsere Zeit passen. Der Anfangssatz ,, der schnelle Tag…“, diese ersten drei Worte, spiegeln schon mal einen großen Teil des modernen Alltags wieder, man lebt zu schnell. Die Leute früher hatten nicht so sehr Angst vor dem Tod, sonder davor, was sie nach dem Tod erwartet. Das zeigen die Bitten und Rufe im Gedicht (,,Laß, höchster Gott“). Wir haben nicht so sehr Angst, was nach dem Tod auf uns wartet, sonder was kurz vor dem Tod ist, nämlich das Altern.

Zum Schluss möchte ich noch einmal zusammenfassen, wodurch sich dieses Gedicht auszeichnet. Der Imperativ, wird als Ruf an Gott verwendet, die Metaphern werden hauptsächlich in den beiden Quartetten verwendet. (= um den Einbruch der Nacht zu versinnbildlichen) Die einzelnen Verszeilen der Quartette werden durch Enjabements geschickt miteinander verbunden.